Es kann sein, dass Anne gewissenhaft jeden Brief liest, der „an alle Haushalte“ versandt worden ist. Sie kocht sich dann einen Tee und kreuzt an, dass sie ein Set Miniaturschraubenzieher als Werbegeschenk erhalten möchte. Es kann sich bei Anne allerdings auch um einen Sportwagen handeln. Oder eine Terroristin, die aber doch eigentlich aus einem behüteten Elternhaus stammt. Ein Stimmengewirr entwirft 17 Szenarien davon, wer oder was Anne ist, irgendwo auf der Welt. Apropos, sie kann auch Reiseleiterin für Single-Reisen sein, wobei ihr wichtig ist, dass es dabei nicht ums Verpartnern geht.Martin Crimp nimmt in einer Collage von Dialogen Möglichkeiten einer Figur in Angriff. Sie spiegeln sich in einer Vielzahl von Situationen wider, in Brutalität und Routine, in Markenbindung und Erotik. Es entsteht ein Flimmern und Flackern von Informationen, schnellen Behauptungen, die ebenso schnell ersetzt werden können. Anonyme Entwürfe glühen kurz auf, Ende des Versuchs, Wahrheitsgehalt ungewiss. Hat Martin Crimp mit Angriffe auf Anne (Attempts on her life) 1997 so etwas wie eine Vorschau auf die Timelines des Digitalzeitalters geschrieben? Oder ist es Anne, die mit jedem Mal in Frage gestellt wird?‎Der TheaterJugendClub Zittau stellt sich diesem komplexen Text. Liefert er eine Antwort darauf, was es mit Anne auf sich hat? Möglicherweise sogar mehrere. ‎‎ weniger