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Film Info

Deutschland 2013 | 52 min. Regie: Katrin Rothe
Aktuell ist kein Angebot vorhanden

Produktionsfirma

Franz-Mehring-Platz 1
10243 Berlin
Mobil +49 163 4724111 http://www.karotoons.de

Projekt / Host

German Documentaries

Kategorien

Dokumentation

BETONGOLD

Synopsis

Das Haus in Berlin-Mitte, in dem Regisseurin Katrin Rothe lebt, wechselt eines Tages den Besitzer. Dieser Investor erscheint zunehmend als übermächtiger Feind, dem die Mieter hilflos gegenüber stehen - trotz ihrer Mietverträge. Eine Dokumentation über den europäischen Immobilienboom, Angst und die Unsicherheit der Betroffenen. Grimme-Preis 2014.

Cast & Crew

  • Regie
    Katrin Rothe (+Buch)
  • Kamera
    martin langner
  • Ton
    martin langner

Festivalteilnahmen/Preise

2013
3sat Documentary Prize - Duisburger Filmwoche
awarded with 'Der lange Atem' by DJVBB
Grimme-Prize
DOKfest Munich
Filmfest Kassel

Statement Regisseur

Statement der Regisseurin:

Verunsicherte Anleger haben Immobilien als lukrative Geldanlage entdeckt. Die Verlierer des Booms sind die Mieter. Beton gilt als krisensicher. Sie werden systematisch aus den Innenstädten verdrängt. Der Film erzählt emotional berührend, wie eine Berliner Hausgemeinschaft sich gegen die Luxussanierung und den Ausverkauf ihrer Wohnungen aufzulehnen versucht.

Vor sieben Jahren wurde die globale Finanzkrise von faulen amerikanischen Immobilienkrediten ausgelöst. Jetzt droht die nächste Immobilienblase: In Europa investieren Anleger nicht mehr in Aktienfonds, sondern in so genanntes Betongold. Vor allem in den Großstädten ist die Nachfrage riesig, die Quadratmeterpreise für Wohnraum sind explodiert.

Wenn ein Haus in die Hände eines Investors fällt, heißt das für die Mieter Angst und Unsicherheit. Im Briefkasten landen Abmahnungen, Kündigungen, Räumungsklagen. Denn nur, wenn die Wohnungen leer sind, lassen sich aus ihnen lukrative Anlageobjekte machen. Zwar schützt das deutsche Mietrecht die Mieter, aber das Recht wird in der Realität immer weiter ausgehöhlt.

Auch das Haus in Berlin-Mitte, in dem ich seit 16 Jahren zur Miete wohne, bekommt eines Tages einen neuen Besitzer. Es ist ein Investor, spezialisiert auf „einzigartige Wohnungsbauten in Toplagen“ und „Wohnhäuser mit Entwicklungspotential“. Bei meinen Recherchen stoße ich auf ein dubioses Firmengeflecht, auf ein Netzwerk aus Notaren, Maklern, Anwälten.

Es ist eine neue Welt, mit der ich da konfrontiert werde. Eine Welt voller Lügen, Provokationen und Briefterror. Aber versuchte Nötigung ist schwer nachweisbar. Der Investor erscheint zunehmend als übermächtiger Feind, dem wir, die einzelnen Mieter, hilflos gegenüber stehen – trotz gültiger Mietverträge, trotz Rechtsberatung.

Der Film erzählt die Geschichte einer Hausgemeinschaft, die plötzlich in den Strudel des globalen Immobilienhypes gerät. Mit der Kamera habe ich unseren monatelangen Kampf gegen Einschüchterungen und Schikanen festgehalten. Was ich nicht filmen konnte, stelle ich in Zeichentrickszenen nach.

Zum Beispiel die Besichtigungstermine: Oft unterscheiden sich die Kaufinteressenten kaum von den bisherigen Mietern. Auch sie gehören zur deutschen Mittelschicht, auch sie sind getriebene der Finanzkrise, die versuchen, ihr Geld existenzsichernd anzulegen. Für Solidarität mit uns, den Mietern, bleibt da kein Platz. Den wenigsten Käufern dabei ist bewusst, dass sie, auch wenn sie die bewohnten Wohnungen „nur mal“ besichtigen, schon Teil eines Systems sind, mit dem Investoren und Makler Druck auf die Mieter ausüben.

Mein Film thematisiert den schleichenden städtischen Umbau der Eigentumsverhältnisse. Und er zeigt auch die innere Zerrissenheit der Betroffenen, denen – wenn sie nur schnellstmöglich ausziehen – immer höhere Abfindungen angeboten werden. Doch was sollen wir anfangen mit all dem Geld? Eine Wohnung anzahlen, Schulden machen? Selbst in Betongold investieren?

Was wird aus unseren Städten? Noch ist Berlin durchmischt, noch ist Berlin eine Stadt der Mieter. Ich wollte nie an den Stadtrand ziehen, und ich will auch zukünftig in Mietwohnungen wohnen dürfen. Bezahlbar. Werde ich das noch können?

Katrin Rothe ist Grimme-Preisträgerin. Ihr Debütfilm „Dunkler Lippenstift macht seriöser“ war außerdem für den Deutschen Fernsehpreis nominiert.

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