Das 1970 in Heidelberg gegründete antipsychiatrische Sozialistische Patientenkollektiv (SPK) führte individuelles Leiden auf die kapitalistischen Strukturen der Gesellschaft zurück. Es begann als selbstorganisiertes gruppentherapeutisches Experiment des Arztes Wolfgang Huber mit Psychiatriepatienten, betrieb Hegel-Lektüre und Einzelagitation, radikalisierte sich politisch und endete mit Strafprozessen und dem Abtauchen einiger Mitglieder in der RAF. Ein wenig bekanntes Kapitel westdeutscher Geschichte wird hier unprätentiös und höchst beeindruckend erschlossen. Anhand von aufwendig recherchierten Dokumenten wie Akten des Innenministeriums, der Universität, Pressefotos und TV-Beiträgen, bei Ausflügen nach Stammheim und Italien sowie in Gesprächen mit Ehemaligen von SPK bzw. RAF, Anwälten und Staatsschutz entsteht ein präzises Bild des gesellschaftlichen Klimas im Deutschen Vor-Herbst. Vor allem aber kommt dank der gekonnten Gesprächsführung eine echte Begegnung mit den Menschen vor der Kamera zustande: Wie sie sich und das SPK rückblickend sehen, wo sie Zeugnisse aus jener Zeit hervorkramen und ob ihr Widerstand ins Heute reicht – auch das geht in Kroskes Geschichtsschreibung ein.
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