Alternativer Text
Achtung: Dieser Text ist sehr lang in Anbetracht von drei separaten Werken in unterschiedlichster Ästhetik, die der Video-Trailer abbildet.In zwei Minuten und 45 Sekunden zeigt dieser Trailer zu IL TRITTICO von Giacomo Puccini musikalische Höhepunkte und Impressionen aus der Inszenierung von Pınar Karabulut (Premiere: 30. September 2023). Das düster-dissonante Eifersuchtsdrama IL TABARRO, die mysterienhaft-verklärte Tragödie SUOR ANGELICA und die so pralle wie böse Komödie GIANNI SCHICCHI – für seine abendfüllende Operntrilogie IL TRITTICO scheute Giacomo Pucccini weder grelle Farben noch große Kontraste. Die Regie-Team um Pınar Karabulut greift bei seinem Debüt auf der großen Opernbühne lustvoll in diese Temperatur-Palette und zeigt musik-theatrale Mikrokosmen menschlicher Leidenschaften.
TABARRO spielt in einem nachtblauen Raum, der rundhorizontartig von Bogengängen begrenzt wird. Alle Bestandteile, die auf der Drehbühne später relevant werden – eine orangefarbene Kapelle, ein kleines umzäuntes Gärtchen, eine Treppe und ein blauer Felsen – sind in diesem Raum bereits sichtbar. In der Mitte der Bühne ist ein Wasserbassin mit knöchelhohem Wasser, um das und in dem die Handlung von TABARRO stattfindet. Umgeben ist dieses Wasserbecken an seiner hinteren Seite von einem Steg. Michele trägt einen roten Latexmantel und einen roten Anzug mit Totenköpfen darauf. Giorgetta, seine Frau, ein pinkfarbenes Latexkleid und einen schwärzlichen Latexmantel. Ihr Liebhaber Luigi trägt einen schwarzen Arbeits-Overall. Wenn er sich aus dem Oberteil schält, kommt darunter ein grellgelbes Langarmshirt zum Vorschein, auf dem geometrisch-schematisch Muskelpartien eingezeichnet sind. Die Perücken der Hauptdarsteller*innen sind überzeichnet, aber noch seriös.
In SUOR ANGELICA dreht sich die Drehbühne kontinuierlich, sodass Kapelle, Felsen, Gärtchen und Treppe immer wieder in den Vordergrund kommen. Der Rundhorizont mit den Steinbögen ist aufgezogen, dafür ist die Bühne durch einen dramatischen Himmel mit vielen Wolken begrenzt. Den Felsen kann man separat drehen. Auf seiner Rückseite ist ein kleines Kabinett eingelassen, in dem das Gespräch zwischen Zia Principessa und Suor Angelica stattfindet. Die Kostüme der Nonnen sind futuristisch: pastellfarbene Mäntel über bläulichen Bodysuits, breite glitzernde Schärpen um die Taillen. Auf dem Kopf tragen die Nonnen halbmondförmige Heiligenscheine. Das Ganze wirkt eingeschworen und sektiererisch. Alleine die Principessa trägt ein rotes Kleid mit dunkelroten Totenköpfen, einen Mantel und kurzes, nach hinten rückgekämmtes graues Haar. Wenn Suor Angelica sich umbringt, legt sie den Mantel und die Schärpe ab. Sie mischt auf dem Souffleurkasten das Gift für den Selbstmord. Dabei steigt eine kleine Rauchsäule auf.
In GIANNI SCHICCHI ist die Drehbühne wieder still. In der Mitte des Bühnenbildes ist das Sterbezimmer des Buoso Donati, links und rechts flankieren Türen den Raum. Die erbende Verwandtschaft des Donati ist mit comichaften hohen Frisuren in Orange, Lila oder Gelb vollkommen slapstickartig überzeichnet. Sie sind im wahrsten Sinne als „bucklige“ und gierige Truppe dargestellt. Aus dieser um das Erbe klagenden Verwandtschaft hebt sich der Underdog Gianni Schicchi mit seinem roten Latexmantel und seinem roten Anzug wie ein Fremdkörper ab. Es ist nicht nur derselbe Darsteller wie der Michele in TABARRO, sondern auch durch das Kostüm deutlich als dieser zu erkennen. Die Sänger*innen sind in ihren Bewegungen klamaukig choreografiert.
Hören Sie im Laufe des Videos: Jonathan Tetelman, Carmen Giannattasio, Misha Kiria, die Damen des Chores, Annika Schlicht, Mané Galoyan, ein weiteres Mal – nun in GIANNI SCHICCHI – Misha Kiria und Mané Galoyan.