Wiegenlieder sind unsere erste Verbindung zur Welt – eine universelle Erfahrung, die wir alle teilen und die doch zutiefst persönlich ist. „Können Sie sich an ein Lied erinnern, das Ihre Mutter Ihnen zum Schlafengehen gesungen hat?“ fragen Tamara Trampe und Johann Feindt in ihrem Dokumentarfilm Menschen in den Straßen
Berlins.
Eine einfache Frage. Manche fangen an zu singen, andere lächeln, einer weint. Die Erinnerung an die Mutter, die Kindheit, öffnet eine Tür, hinter der sich Schicksale verbergen. Geschichten von Geborgenheit und Wärme, Einsamkeit und Ausgrenzung, Heimat und Fremde. Melodien, ein paar Sätze, ein Lied, manchmal eine ganze Lebensgeschichte.
Die Muttersprache des Komponisten Helmut Oehring ist die Gebärdensprache. Wiegenlieder wurden ihm nicht gesungen und in der Welt der Sprechenden war er immer ein Fremder. Die Musik wurde seine Brücke in diese Welt.
Das Leben von Detlef Jablonski, im Gefängnis geboren, in einer Pflegefamilie aufgewachsen, war geprägt von der Sehnsucht nach seiner Mutter. Er hat ein Leben lang gekämpft, mal verloren, mal gewonnen.
Santos, selbst Heimkind mit Knast-Erfahrung, hofft auf eine gemeinsame Zukunft mit seinem Sohn. Die Liebe für ihn schreit er heraus in atemlos gesungenen Raps.
Apti Bisultanov, einst Vizepremier und geliebter Poet in seiner Heimat Tschetschenien, lebt heute im Berliner Exil. Der einzige persönliche Gegenstand in seinem kargen Domizil ist ein Talisman, ein Marienkäfer. Er erinnert ihn daran, dass er einst ein reines und glückliches Kind war. Und dann ist da Mila, das Kind. Sie führt uns zurück zu den Fragen, die wir auch mal hatten und so zu unseren Träumen.
So wie die wiederkehrenden, tanzenden Seifenblasen über der Stadt treibt der Film durch Berlin. Die Erzählungen und Gesänge der Menschen, ihre Musik - mal zart und betörend, mal drängend und expressiv - verweben sich mit den rauen Bildern der Metropole zu einem polyphonen filmischen Gedicht.
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