Ein wucherndes Myzel. Der Sternenhimmel über den rumänischen Karpaten. Die ersten zwei Bilder stecken die Dimensionen ab, denen sich Olanda widmet: Details und feine Strukturen auf der einen, Konstellationen und das große Ganze auf der anderen Seite. Im Zentrum steht dabei ein saisonales Wirtschaftsgut der Gegend – der Pilz. Unter den Menschen sind ihm die Sammler*innen am nächsten und der Film ist vor allem bei ihnen: auf Gängen durch den Wald, im Zeltlager, bei Autofahrten und Gesprächen. Von hier aus folgt er den rhizomartigen Verästelungen, die sich in Form von Geld immer weiter verzweigen: zu lokalen und international agierenden Händlern, zu einem improvisierten Schuhmarkt auf einer Lichtung, zum Glücksspiel unter Kollegen. Der Film erzählt von diesen Handelskreisläufen, indem er selbst eine pilzähnliche Struktur annimmt, ohne dabei je sein gedankliches Zentrum zu verlieren. Jenseits einer Analyse von ökonomischen Strukturen aber ist er auch das sinnliche Dokument eines Rhythmus des Alltags im Wald, wie ihn die Sammler als erstes Glied in der Verwertungskette erleben. Im Kino wird er als audiovisueller Pilz-Trip in die magische Welt der karpatischen Wälder erfahrbar. (Alejandro Bachmann)
Begründung der Jury ARTE-Dokumentarfilmpreis, Duisburger Filmwoche: Es beginnt in der Dunkelheit. Ein abstraktes, organisch anmutendes Bild geht über in einen Sternenhimmel. Schemenhaft und von kargem Licht erleuchtet sehen wir Menschen. Sie wachen auf, ein Morgengebet wird gesprochen. Mit den Arbeitern bricht der Film auf in den Wald, begibt sich mit ihnen auf die Suche. Ruhig, behutsam entfaltet sich die Erzählung. In den nächsten zweieinhalb Stunden begleiten wir Pilzsammler in den steilen Berghängen der rumänischen Karpaten. Lange Beobachtungen von Arbeit und Alltag machen Zeit, Entfernungen, Kälte und Anstrengung erfahrbar. Pilze sammeln ist hier wirtschaftliche Notwendigkeit. Jeden Sommer kommen Menschen hierher, bauen ein improvisiertes Zeltlager auf. Ihren Lebensunterhalt verdienen sie während der dreimonatigen Pilzsaison. Oder auch nicht. Über den Erfolg bestimmt die Natur, über das Verdienst der Markt. Der Film macht die ökonomischen Verflechtungen dieser Parallelwirtschaft sichtbar, die in dem Bild des Myzels ihre Entsprechung finden: Sammler, Zwischenhändler, Arbeiter, die die Pilze für die Kunden in Westeuropa säubern. Gezeigt wird die Härte dieses kapitalistischen Kreislaufs, aber auch wie Gemeinschaften entstehen, manchmal konfliktgeladen, oft solidarisch. Bernd Schoch beobachtet geduldig und präzise die Realität dieser Welt, und findet gleichzeitig magische, wirklichkeitsentrückte Bilder für Menschen wie Landschaften. Durch seine Bildsprache, die Sensibilität und den Respekt, mit denen er seinen Protagonisten begegnet, gelingt ihm ein kinematographisch herausragendes Werk.
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