Die Wettbewerbe der 71. Kurzfilmtage stehen fest
Die Wettbewerbe der 71. Kurzfilmtage stehen fest
124 Arbeiten wurden ausgewählt
Die 71. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen präsentieren ihre Wettbewerbsauswahl: Für die fünf Wettbewerbe des Festivals – Internationaler, Deutscher und NRW-Wettbewerb sowie MuVi-Preis und Kinder- und Jugendfilmwettbewerb – wurden aus über 6.600 Einreichungen insgesamt 124 aktuelle Kurzfilmproduktionen aus 42 Ländern ausgewählt. Mit den über 350 Arbeiten in seinen thematischen Programmen zeigt das Festival damit insgesamt knapp 500 Filme an sechs Tagen. In allen Wettbewerben vergeben die Kurzfilmtage Preisgelder in Höhe von knapp 45.000 Euro. Formal und thematisch bilden die Wettbewerbsbeiträge eine enorme Vielfalt ab. Sie verhandeln aktuelle gesellschaftliche und politische Themen, von Klimawandel über Arbeit, Migration und Queerness, adressieren aber auch spezifische Situationen wie die Diktatur in Myanmar, die Situation in Russland oder die Erinnerung an den Bosnienkrieg. Ihre Themen greifen sie auf überraschende und persönliche Art auf und legen damit oft unerwartete Zusammenhänge offen.
Internationaler Wettbewerb
47 Filme aus 30 Ländern wurden für den Internationalen Wettbewerb ausgewählt. Mit Arbeiten aus China, Japan, Kambodscha, Kirgisistan, Myanmar, den Philippinen, Südkorea, Taiwan, Thailand und Vietnam sind asiatische Produktionen in diesem Jahr stark vertreten. Viele Filmemacher*innen setzen sich dokumentarisch, performativ und experimentell mit aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen auseinander, von Migration, Queerness, Arbeit und dem Verschwinden des öffentlichen Raums bis zur Diktatur in Myanmar oder dem Bosnienkrieg.
Die thematische Bandbreite reicht von der Arbeit in einem Salzbergwerk in dem iranischen Beitrag Within the Sun (Sepideh Jamshidi Nejad) über die Geschichte der Diktaturen in Myanmar, die Regisseur Lin Htet Aung in A Metamorphosis über die performative Dekonstruktion der Landesflagge erzählt, bis zur Verfolgung schwuler Menschen in Kuba in der kubanischen Produktion Será inmortal quien merezca serlo (Whoever Deserves It, Will Be Immortal, Nay Mendl).
Ungewöhnlich viele Filme greifen auf die verschiedensten Arten das Thema Filmemachen und Kino auf: Von der britischen Produktion Sinkhole (Kate Liston), die sich anhand der Geschichte eines Kinos in Newcastle-upon-Tyne mit der sozialen Funktion des Kinos auseinandersetzt, oder dem finnischen Beitrag Aavetuntohetki (The Ghost Feel Hour, Eero Tammi), in dem der Kinosaal und die Filmvorführung zum Ausgangspunkt für Erinnerungen und Träume wird, über den kambodschanischen Beitrag Kauch (The OrangeSeakleng Song), in dem eine Filmvorführung ein Paar anregt, über seine Zukunft nachzudenken, bis zu der slowenisch-britischen Koproduktion Common Pear (Gregor Božič), in der Wissenschaftler einer fiktiven Zukunft anhand von Filmmaterial versuchen, heutigen Obstanbau im Zeichen des Klimawandels zu verstehen.
Deutscher Wettbewerb
Für den Deutschen Wettbewerb wurden 21 Produktionen ausgewählt. Viele der Arbeiten nutzen die Auseinandersetzung mit Familienverhältnissen, um auch von Themen wie Migration, dem Umgang mit der nationalsozialistischen Geschichte, Kapitalismus oder Queerness zu erzählen. Insgesamt sind im diesjährigen Deutschen Wettbewerb zahlreiche neue Regisseur*innen zu entdecken.
Katharina Bayer in A Provenance und Franz Wanner in Bereinigung II dagegen schauen auf den aktuellen Umgang mit dem nationalsozialistischen Erbe, indem sie Enteignung und Denkmalpflege thematisieren, während Ulu Braun in GERHARD sich mit Hilfe von KI dem erfolgreichsten lebenden Maler nähert und dabei Vermarktungsstrategien der internationalen Kunstszene offenlegt.
Mit Braun, Christoph Girardet (One Hundred Years Later), und Gernot Wieland (You do not leave traces of your presence, just of your acts) finden sich drei frühere Preisträger im Wettbewerb, Helena Wittmann kehrt nach ihren erfolgreichen Langfilmen Drift und Human Flowers of Flesh mit A Thousand Waves Away zum Kurzfilmformat zurück.
NRW-Wettbewerb
Aus knapp 250 Einreichungen wurden für den NRW-Wettbewerb 11 Produktionen aus Nordrhein-Westfalen ausgewählt. Auch hier finden sich viele neue Regienamen in der Auswahl. Nordrhein-Westfalen als Drehort spielt in diesem Jahr eine große Rolle – so zum Beispiel in Capriccio von Christos Dassos, wenn der Filmemacher auf der Suche nach den letzten Bolex-Kameras durch den Kölner Süden cruist. Felix Bartke porträtiert in Shawano eine Western-Ranch irgendwo an der A57, während Tom Briele in Vom Ende her gedacht Porträts der Filmemacher Tom Alker, Jörg Keweloh und Friedhelm Schrooten und den Abriss alter Häuser und Industrieanlagen im Ruhrgebiet zusammendenkt.
Mit vier Filmen (Ansitzen, Franca Pape; Chrysanthemum, Jingyuan Luo; Nuestra Sombra, Agustina Sánchez Gavier, und Shawano, Felix Bartke) ist die Kunsthochschule für Medien präsenter als in den letzten Jahren; ein weiterer Hochschulfilm, Eram von Lucien Liebecke und Ole Christian Dreihaupt, kommt von der Kunstakademie Düsseldorf.
- MuVi-Preis für das beste deutsche Musikvideo
Der diesjährige MuVi-Preis mit 12 nominierten Clips ist ungewöhnlich international: In der Auswahl finden sich Koproduktionen mit Japan (looking @ ghosts für die hunde, Regie: Jeremias Heppeler), Südkorea (K-Bob-STAR, für das Regisseurin Hansol Kim einen Song von Cardi B nutzt), Frankreich (Quand le grenier aura pris feu für Anadol & Marie Klock, Regie: Utku Önal) und Chile (Digo no con esperanza für F.V. te llaman por teléfono, Regie: Francisca Villela).
DJ Hell und Jonathan Meese sind als MEESE x hell mit ihrer Gemeinschaftsarbeit Gesamtklärwerk Deutschland (Regie: Andreas Loff) dabei, ebenso Deichkind, die in Könnt ihr noch? (Regie: Timo Schierhorn, UWE) KI-generierte und handgefertigte Bilder und Töne gegeneinanderstellen, und Chris Imler mit The Internet Will Break My Heart (Regie: Markus S. Fiedler). KI nutzt auch Cellule 75 für das Video Vernacular Dreamscapes: Nocturnal Dream Disposal für Black to Comm.
Alle Kandidaten stehen vom 3. April bis 3. Mai zur Abstimmung über den MuVi Online-Publikumspreis auf www.muvipreis.de online.
- Kinder- und Jugendfilmwettbewerb
Für diesen Wettbewerb haben die Kurzfilmtage aus rund 750 Einreichungen 33 Filme aus 24 Ländern ausgewählt. Er findet in sieben Altersgruppen ab drei Jahren bis ab 16 Jahren statt, beurteilt von einer Kinderjury (Wettbewerbe bis 10 Jahre) und einer Jugendjury (Wettbewerbe ab 12 Jahre). In diesem Jahr ist Osteuropa mit Beiträgen aus Kroatien, Polen, Rumänien und Slowenien stark vertreten, ebenso Asien mit Arbeiten aus Indien. Japan, Südkorea und Taiwan.
Weibliche Protagonistinnen dominieren in den Filmen, von denen sich viele, angefangen mit den Arbeiten für die ganz Kleinen, dem Verhältnis von Kindern zu Natur und Klima widmen. Auch Filmemachen selbst, Migration oder Queerness werden für Kinder und Jugendliche und aus der Sicht von Kindern und Jugendlichen erzählt; formal präsentiert der Wettbewerb alle Genres von Dokumentarfilmen, Spielfilmen, Animationen bis hin zu Musikvideos.
Die vollständige Liste aller ausgewählten Filme finden Sie hier:
https://www.kurzfilmtage.de/de/festival/wettbewerbe/#t1761
Ausgewählte Stills aus Wettbewerbsfilmen stehen hier zum Download zur Verfügung:
https://www.kurzfilmtage.de/de/presse/#t742
Akkreditierungsschluss für die 71. Kurzfilmtage ist der 23. April 2025.
Oberhausen, 19. März 2025
Pressekontakt: Sabine Niewalda, T +49 (0)208 825-3073, niewalda@kurzfilmtage.de