27. Oktober 2024, 18:30 Uhr Eröffnung
Geöffnet 28. Oktober - 28. November,
Donnerstags 16-19 Uhr.
Gesine Grundmann stattet die Welt mit Objekten aus, die Geschichten von Leidenschaft, möglichen Zukünften, fiktiven Vergangenheiten, neuen Nutzungen oder verschmitzter Materialvertauschung erzählen. Dinge werden zu Undingen, oder andersherum.
Der Luxacopy CM-24 ME, den wir ihr zur Verfügung stellten, hat heute keine Verwendung mehr im Büroalltag, für den er erschaffen wurde. Grundmann wendet sich dem hochqualitativen Material und der Form der vielen Einzelteile zu, die im Inneren verborgen sind. Aus diesen ursprünglich statischen Komponenten, die gemeinsam mal eine mechanische Funktion erfüllten, webt Gesine Grundmann einen Vorgang, nachdem sie jede Schraube sorgsam protokolliert.
Aus der industriellen Alltäglichkeit von gestern erstellt sie eine sorgsame Materialarcheologie und Neunutzung von Materialien. Weben an sich ist als Kulturtechnik älter als die Schrift. Jedem Webverfahren geht die Arbeit voran, neue sinnvolle wiederholbare Reihen zu spinnen und Logiken anzulegen. Die abstrahierten horizontalen und vertikalen Ketten in Webstühlen gelten als rationale Vorgänger zu ersten binären Bildgebungs- und Rationalisierungsverfahren. Sowohl Material, Reihenfolge als auch Farbe erzeugen neue Muster und Bilder. Statt mit der Nadel zu nähen, fügt sie die zuvor quadratierten Einzelteile mit Hilfe von Feinbohrer und Draht zu neuen Originalen und stellt so eine neue Ordnung und Nutzung her. Ihre Objekte verweisen auf ursprünglich industriell eingesetzte Reproduzierbarkeit und übersetzen sie in neue sinnliche Zusammenhänge.
Künstlerinnen verbringen für Residenzen eine gewisse Zeit an Orten, um zu arbeiten und zu recherchieren. Das Museum für Fotokopie dreht dieses Prinzip um. Das Format ARTIST & COPYMACHINE schickt Kopiergeräte zu einer Residenz in die Ateliers von Künstlerinnen und Kollektiven mit der Bitte, in einen kreativen Dialog zu treten. Die einzige Bedingung, ist, dass die Kopierer (oder was von ihnen übrig blieb) zurück ins Museum gebracht werden.
www.museum-fotokopie.de/
Artist & Copymachine wurde gefördert vom Landschaftsverband Rheinland (LVR).
Text: Therese Schuleit