Bis 2003 in Kempen (Ndrrh.) heute in Senden (Westf.) tätig.
Michael Wagner verschlüsselt die vielfältigen Mitteilungen
seiner Bilder. Nicht alles, was ihnen an Aussagen und thematischen Bezügen
immanent ist, wird vom Künstler auch sichtbar gemacht. Den langwierigen
Prozeß der Bildfindung den er durchlebt, kann man ohnehin nicht darstellen.
Das Spektrum seiner Arbeiten reicht von sensiblen, fast melancholischen
Bildern nahe einem Berliner Sensualismus, über traumhafte, ja, beinahe
visionäre Malerei, auf denen sich oft nur Schemen von Figuren befinden, bis
hin zu gewaltigen Farb- und Formexplosionen, in denen sich das Informel Raum
greift.
Diese Ambivalenz des stilistisch Möglichen, setzt sich für meine Begriffe
auch innerhalb einzelner Bilder noch fort. Beziehungsweise wird vielleicht
auch daheraus erklärbar. Sehr genaue Darstellungen stehen neben
Formauflösungen. Figuren werden von undifferenzierten Farbfeldern
eingeschlossen und prononciert. Es hat den Anschein, als konkurrierten hier
die bildnerischen Varianten miteinander. Als lägen damit bereits an der
Bildoberfläche verschiedene Standpunkte des Künstlers im Widerstreit.
Bei Wagner scheint der Widerspruch provozierend, nachgerade wie ein
dramaturgisches Mittel dem Kunststück Bild dienlich zu sein. Es gelingt ihm
jedenfalls, mittels einer gestalterischen auch eine inhaltliche Verdichtung
im Bildgeviert hervorzurufen. Der Maler Michael Wagner arbeitet dafür mit
einer überaus symbolhaften Bildsprache. Es gibt in ihr viele Andeutungen und
ikonografische Hinweise. Doch entsprechen diese vor allem den Intensionen
des Künstlers selbst. Sie scheinen mir weitaus weniger dazu geeignet,
veraltete kunsthistorische Muster neu zu beleben. Verbundene Gesichter,
Clowns in Priestergewändern sind für mich moderne Sinnbilder. Neue Symbole
sind gefunden.
Figuren und Gegenstände werden alsdann auf ihre Vieldeutigkeit hin
ausgelotet werden müssen. Dem Betrachter bleibt es erlaubt, sich mit eigenen
surrealen Assoziationen an der Entschlüsselung der Bilder zu beteiligen.
Wagners oft magisch wirkender Realismus, läßt neben dem Thema und der
Vorstellung die er selbst vertritt, genügend Platz für die Phantasien und
Erklärungsversuche des Betrachters. Das Verweben verschiedener Handlungen
und Einzelheiten wird, verbunden mit der angedeuteten gestalterischen
Vielfalt, zu einem Reigen aus Visionen, Ideen, Erlebnissen und Tatsachen.
Die Malerei von Michael Wagner bezeugt die Offenlegung von Gefühlen in der
Kunst. Angst und Freude, Sinnlichkeit und Gewalt zeigt sich in
eindringlichen Werken. Dies alles drückt Wahrhaftigkeit aus, das in meinen
Augen einzige Maß für gute Kunst.
Stefan Skowron p. Aachen