Andres Veiel

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Andres Veiel

Film / Funk
Andres Veiel studierte ab 1982 Psychologie in Berlin. Noch vor Studienabschluss 1988 absolvierte er parallel eine Regie- und Dramaturgie-Ausbildung am Künstlerhaus Bethanien unter der Leitung des polnischen Regisseurs Kieslowski. Seit 1988 ist er als freier Autor und Regisseur für Dokumentar- und Spielfilme tätig. Daneben schreibt und inszeniert er Theaterstücke, u.a. am Deutschen Theater, dem Gorki Theater, dem Schauspiel Stuttgart und dem Theater Basel. In mehreren Sachbüchern hat er seine Recherchen zu seinen Filmen und Theaterstücken vertieft. Er wurde für seine Arbeiten mit mehr als fünfzig nationalen und internationalen Auszeichnungen geehrt, darunter mehrfach den Deutschen sowie den Europäischen Filmpreis.. Er hat zahlreiche Lehraufträge und ist Mitglied der Deutschen und der Europäischen Filmakademie, der Akademie der Künste, des Stiftungsrats der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen sowie des Rundfunkrates des rbb.

Andres Veiel ist für seine Präzisionsarbeit bekannt. Wie kein anderer lotet er in den Grenzbereichen von Fiktion und Dokument die Ursachen und Hintergründe von gesellschaftlicher und politischer Gewalt aus.

Andres Veiel hat mehr als 40 nationale und internationale Auszeichnungen erhalten, darunter den Deutschen Filmpreis (1994, 2002 und 2011) und den Europäischen Filmpreis (2001). Parallel zu einem Psychologiestudium 1985-1988 Regieseminare am Künstlerhaus Bethanien unter der Leitung von K. Kieslowski, ab 1990 eigene Filme u. Theaterstücke. Die Arbeiten von Andres Veiel zeichnen sich durch eine meist langjährige Recherche aus. Sie verstehen sich als profunde Seismographen gesellschaftlicher Entwicklungen - sei es die Ursachenforschung von Gewalt (''Der Kick''), die erzählerische Auseinandersetzung mit den Wurzeln der RAF (''Wer wenn nicht wir'') oder die Analyse der Treibsätze der Wirtschafts- und Finanzkrise in den geplanten neuen Arbeiten.

Vor Abschluss seines Psychologiestudiums gründete Veiel 1986 ein Gefängnistheater in der JVA Tegel. Anschließend inszenierte er das Theaterstück „Die letzte Probe“ mit einer Gruppe betagter Schauspielerinnen. Daraus entstand 1991 der (Kino)-Dokumentarfilm „Winternachtstraum“. Einem großen Publikum bekannt wurde Andres Veiel 1994 mit „Balagan“, den er mit einer jüdisch-palästinensischen Theatergruppe in Israel drehte. „Die Überlebenden“ (1996) ist sein persönlichster Film. Er geht darin dem Schicksal von drei seiner Klassenkameraden nach, die nach dem Abitur sich das Leben genommen hatten. Fast vier Jahre Vorbereitung brauchte Andres Veiel für „Black Box BRD“ (2001). Er stellt darin die Lebensläufe des Deutschbankers Alfred Herrhausen und des RAF-Mitglieds Wolfgang Grams gegenüber. Parallel arbeitete Andres Veiel seit 1996 an „Die Spielwütigen“ (2004), in denen er vier Schauspielschüler von den Aufnahmeprüfungen bis zu den ersten Schritten in den Beruf sieben Jahre lang begleitete. Sein Stück „Der Kick“ (Uraufführung April 2005 am Maxim Gorki Theater Berlin und dem Theater Basel) befasst sich mit den Zusammenhängen eines Mordes im Uckermärkischen Potzlow. Aus mehr als 1500 Seiten Interviews, den Verhörprotokollen und Gerichtsakten entstanden das Stück und der gleichnamige Film. 2008 beteiligte er sich bei dem Projekt ''24 h Berlin'' mit einem Beitrag über den Chefredakteur der BILD-Zeitung. 2010 drehte Andres Veiel seinen ersten Spielfilm WER WENN NICHT WIR, der im Wettbewerb der Berlinale 2011 uraufgeführt wurde. 2012 schrieb er das Theaterstück ''Das Himbeerreich'', das aufgrund von Gesprächen mit Akteuren der Finanzkrise unter seiner Regie am Staatstheater Stuttgart und am Deutschen Theater (Berlin) im Januar 2013 uraufgeführt wurde. Nach mehr als dreijähriger Vorbereitung hatte der Film „Beuys“ 2017 im Wettbewerb der Berlinale Premiere. Im gleichen Jahr entwickelte Andres Veiel mit Jutta Doberstein in Kooperation mit dem Deutschen Theater Berlin ein partizipatives Recherche- und Theaterprojekt zur Zukunft der nächsten zehn Jahre. Zusammen mit internationalen Wissenschaftlern, Künstlern und dem Publikum erforschte das Projekt den Zusammenhang von Wissen, Vorhersage und Gestaltung. Daraus entstand 2018 am Deutschen Theater das Stück „Let them eat money“. 2020 inszenierte er u.a. mit Ulrich Tukur, Edgar Selge und Nina Kunzendorf für die ARD das Gerichtsdrama „Ökozid“. 2021 schrieb Veiel zusammen mit Jutta Doberstein, mit der auch das Drehbuch zu Ökozid verfasst hatte, ein gleichnamiges Theaterstück, das am Schauspiel Stuttgart uraufgeführt wurde.
Andres Veiel ist Autor mehrerer Sachbücher, in denen er die Recherchen zu seinen Arbeiten vertieft (Black Box BRD, Der Kick).
Preise / Auszeichnungen (Auswahl):

F.I.C.C.-Preis Leipzig, 1993 für „Balagan“
Deutscher Filmpreis, Filmband in Silber, 1994
Berlinale, Friedensfilmpreis, 1994
Otto-Sprenger-Preis, Hamburg, 1994
Deutscher Filmpreis (Nominierung), 1996 für „Die Überlebenden“
Hauptpreis Int. Dokumentarfilmfestival München -
Dokumentarfilmpreis des Bayerischen Rundfunks 1996
Adolf-Grimme-Preis, 1998
Hessischer Filmpreis, 2001 für „Black Box BRD“
Europäischer Filmpreis, 2001
Bayerischer Filmpreis, 2002
Goldene Filmspule, Weingarten, 2002
Deutscher Filmpreis in Gold, 2002
Best Film, Santa Barbara International Film Festival, 2002
Berlinale Publikumspreis 2004 für „Die Spielwütigen“
Hauptpreis Int. Dokumentarfilmfestival München
Dokumentarfilmpreis des Bayerischen Rundfunks 2004
Europäischer Filmpreis (Nominierung), 2004
Preis der Deutschen Filmkritik 2005
Baden-Württembergischer Dokumentarfilmpreis 2005
Konrad-Wolf-Preis der Akademie der Künste, 2005
Friedrich-Luft-Preis, Berlin, 2006 für die Inszenierung „Der Kick“
New Berlin Film Award, 2006 für „Der Kick“
Grand Prix, Filmfestival Visions Du Reel, Nyon, 2006
DEFA-Preis zur Förderung der Deutschen Filmkunst, 2006
Film des Jahres 2006 für ''Der Kick'' (Evangelische Jury)
Robert-Geisendörfer-Preis für ''Der Kick'' 2007
Grimme-Preis (Nominierung) für ''Der Kick'' 2008
Deutscher Jugendliteratur-Preis 2008
Thomas-Strittmatter-Drehbuchpreis 2009 (Nominierung) für „Wer wenn nicht wir“
Berlinale Wettbewerb 2011 Alfred Bauer Preis
Preis der Gilde Deutscher Filmkunsttheater
Deutscher Filmpreis ''Bester Spielfilm'' in Bronze 2011
Metropolis Regiepreis (Nominierung Bester Regisseur)
Hessischer Filmpreis 2011: Bester Spielfilm
Poona International Film Festival: Bester Spielfilm
Sevilla: Best European Film (Silver) 2011
Santo Domingo International: Bester Spielfilm
Hörfilmpreis: Bester Kinospielfilm 2012
Ernst-Schneider-Preis für Sie nennen es Sterbehaus in Die Zeit. 30. Oktober 2015
Deutscher Journalisten Preis 2016
Bundesverdienstkreuz Erster Klasse 2017
Gilde-Filmpreis, Kategorie bester Dokumentarfilm für Beuys 2017
Deutscher Filmpreis in Gold (Bester Dokumentarfilm) 2018
Bestes Drehbuch (Nominierung), Deutsche Akademie für Fernsehen für Ökozid 2021
Veröffentlichungen:

BLACK BOX BRD -
Alfred Herrhausen und die Deutsche Bank, Wolfgang Grams und die RAF; erschien bei DVA, München, 2002; fischer taschenbuch, 2004 //

DER KICK -
Lehrstück der Gewalt, erscheint bei DVA random house, Februar 2007

Werkstattberichte Dokumentarfilm
uvk 2008, (Hrg. zus. mit Beatrice Ottersbach)

1968 - Bildspur eines Jahres
Fackelträger-Verlag 2008

Sie nennen es Sterbehaus (ZEIT Dossier),
zusammen mit Mark Brost (Okt 2015)



Literatur:

Nikolas Fischer: Das Kino des Andres Veiel. Politische Filme im Balanceakt zwischen Dokument und Fiktion. Mensch und Buch Verlag, Berlin 2009

Claudia Lenssen: Andres Veiel. Streitbare Zeitbilder. Schüren, Marburg 2019

Andre Bartoniczek: Ästhetische Geschichtserkenntnis - Historische Erinnerung im filmischen Werk Andres Veiels, Transkript Verlag, Bielefeld, Februar 2022


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