Dramatisierung der NovelleDie Decke der Zivilisation ist dünn. Das ist die elementare Wahrheit, die Unternehmer Preising von einer Geschäftsreise nach Tunesien mitbringt, auf der er Zeuge ungeheuerlicher Ereignisse wurde. Seither laboriert er in einer Schweizer Psychiatrie an den Folgen und berichtet der Therapeutin Dr. Betschart seine Erlebnisse: Alles begann in einer Luxus-Oase mitten in der Wüste und mit einer Hochzeit, die ein Pärchen aus der Londoner Finanzwelt dort ausrichtete. Geladen waren junge, karrierebewusste und spaßbereite Banker, die in ihrer Heimat täglichmit irrsinnigen Summen jonglierten. Doch noch ehe die ausschweifende Feier beendet war, verdichteten sich die Signale für einen bevorstehenden Börsencrash. Und während die Hochzeitsgesellschaft ihren Rausch ausschlief, verkündete der englische Premierminister den Staatsbankrott. Das Erwachen war bitter: Es hagelte Kündigungen per SMS, Kreditkarten waren wertlos, Milliarden vernichtet und Rückflüge in die Heimat unbezahlbar geworden. Die Situation lief völlig aus dem Ruder und apokalyptische Szenen läuteten den »Frühling der Barbaren« ein. Und doch handelt die Geschichte weniger von Brokern und Bankstern als von einem kultivierten Unternehmer alter Schule, der als Firmenchef und Privatmensch weit tiefer in das Desaster verstrickt ist, als er zugeben will. Und sie handelt von der Psychologin Dr. Betschart, die in therapeutischen Sitzungen mit ihrem Patienten einem gigantischen europäischen Verdrängungsprozess auf die Spur kommt. Frühling der Barbaren ist eine humorvolle und bitterböse Parabel über ein brandaktuelles Thema. Das Debüt des Autors Jonas Lüscher schaffte es auf Anhieb auf die Longlist des Deutschen Buchpreises.
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